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Jugendliche und Corona

Dienstag, 02.06.20

Gehören nicht gerade die Jugendlichen zu den Verlierern der aktuellen Krise? Ihr gewöhnlicher Alltag wird dominiert von sozialen Kontakten. Sie sind es gewöhnt, in der Gemeinschaft zu lernen, haben viele Hobbys, die nun auf Eis liegen. Hier berichten sechs Schüler der zehnten Klasse des Hölderlin-Gymnasiums in Stuttgart, wie sie mit den aktuellen Einschränkungen klar kommen.

Emma Schill: In meinem Jahrgang gab es schon Mitte März einen Corona-Fall, was mich schockiert hat. Mir kam das Virus bis dahin so harmlos vor, ich habe mich nicht betroffen gefühlt. Noch weniger habe ich daran gedacht, dass mein Alltag so durcheinandergewirbelt werden könnte. Vor allem mein geregelter Tagesablauf ging verloren. In den ersten Wochen nach der Schulschließung wusste ich gar nicht, was ich jetzt tun soll, wie es weiter geht und wann ich meine Freunde wieder sehen kann. Mir kam alles surreal vor.
Inzwischen habe ich mich gut in die neue Situation eingelebt, habe gelernt, meinen Tag zu planen und mir Wochenziele zu setzen. So komme ich mit der Schule und allem anderen echt gut zurecht. Irgendwie genießt man es auch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und seinen Alltag selbst zu gestalten, ohne Druck von außen. Ich kann jetzt Dinge tun, auf die ich immer Lust hatte. Mir fehlt die Schule als Ort des Zusammentreffens mit meinen Freunden natürlich trotzdem. Ich würde mich gerne mal wieder mit ihnen treffen, ohne auf den Mindestabstand achten zu müssen.


Emma zuhause auf ihrem Balkon


Alina Corovic: Für mich sind die Quarantäne und das soziale Distanzieren als sehr introvertierte Person keine wirkliche Umstellung. Ich verbringe meine Zeit gerne alleine. Aber auch ich vermisse den ehemals strukturierten Alltag. Auch die Schule wird von Zeit zu Zeit belastender ohne das direkte Austauschen und Reden.

Ireen Doykov: Zu Beginn war es etwas ungewohnt, nicht mehr in die Schule zu gehen und meine Freunde nicht mehr sehen zu dürfen. Es hat mich traurig gemacht da ich einfach gerne die Schule besucht habe. Zuhause war es anfangs auch etwas komplizierter, wir waren nicht daran gewöhnt, für einen so langen Zeitraum jeden Tag etwas miteinander zu machen, aber im Verlauf der Wochen haben wir eine gute Routine gefunden.
Corona hat mich sehr plötzlich getroffen und ich habe nicht damit gerechnet, dass ich deswegen sogar nicht in die Schule gehen kann. Manchmal sorge ich mich ein bisschen, dass wir nächstes Jahr viel Stoff nachholen müssen, denn digitaler Unterricht kann den normalen Unterricht nicht ersetzen. Wir müssen achtsam bleiben und an unsere Mitmenschen denken, solidarisch sein und uns gegenseitig helfen. Wir können so eine Situation nur zusammen überstehen und ich glaube fest daran, dass wir das schaffen!

Ava Köhne: Für mich persönlich hat die Zeit des Zuhausebleibens viele positive Aspekte. Zwar vermisse ich meine Klasse und das Lernen in der Gemeinschaft, aber ich finde die Schule zu Hause relativ entspannt. Obwohl ich es manchmal nervig finde, den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen, komme ich insgesamt ganz gut mit dem digitalen Arbeiten klar. In meiner Freizeit bin ich viel draußen und mache Spaziergänge, bei denen ich die Natur viel mehr wertschätzen kann, als vor dieser Zeit. Außerdem mag ich es, zu Hause zu malen und andere kreative Dinge zu machen, für die vorher nie Zeit war.
Ich hoffe, dass die Schule für uns bald wieder anfängt, aber mit der vielen Freizeit könnte ich noch länger klarkommen :)



Isabel Giglio Rey: Gute Dinge gibt es wenige, schlechte gibt es viele. Das schlimmste ist, dass sehr viele Menschen sterben, vor allem ältere Menschen. Ich finde es nicht gut, dass viele die Regeln nicht akzeptieren und ihnen nicht folgen. Jeder müsste Massenkontakt mit Menschen vermeiden und die Entfernung von zwei Metern respektieren. Viele Menschen tun dies nicht und gefährden das Leben anderer. Ich denke, wenn sie es nicht können, müssten sie zu Hause bleiben.
Ich finde es auch nicht okay, dass wir die Masken selber zahlen müssen. Es ist eine Notwendigkeit, deshalb sollten sie vom Staat bezahlt werden. Ich vermisse meinen früheren Alltag. Ich vermisse tatsächlich die Schule, meine Mitschüler, meine Lehrer, etc. Mich mit Freunden treffen und meine Familie zu sehen, vermisse ich auch sehr. Die Freiheit an sich.
Das Gute an der Situation ist, dass ich öfter zu Hause bin und sehr viel Zeit mit meiner Mutter verbringe. In der Zeit vor dem Coronavirus hat uns die Zeit gefehlt, mehr miteinander zu unternehmen und mehr Zeit miteinander zu verbringen. Wir haben uns selber besser kennengelernt. Meine Oma, die schon vor den strengen Auflagen zu Besuch kam, konnte nicht zurück nach Hause nach Spanien fliegen, deshalb verbringen wir mit ihr auch viel Zeit unserer Freiheit. Gut finde ich auch, dass die Umweltverschmutzung in vielen Ländern um mehr als 60 Prozent gesunken ist, weil die Menschen zu Hause arbeiten. Das Homeschooling finde ich eine gute Sache, kann mir aber vorstellen, dass manche im nächsten Schuljahr Schwierigkeiten haben könnten, weil sie viel nachholen müssen.

Leon Kaplan: Ich betreibe seit vielen Jahren die Sportart Taekwondo, bin mehrfacher Deutscher Meister, seit ein paar Jahren in der Deutschen Nationalmannschaft und bin für die Jugend Weltmeisterschaft im Oktober in Bulgarien vorgesehen. Da ich mich aufgrund der Coronakrise weder im Verein noch mit der Nationalmannschaft vorbereiten kann, trainiere ich täglich zusammen mit meinem Bruder Atila Kaplan, aus der 8a, ebenfalls Vize-Deutscher-Meister, mache Krafttraining und Lauftraining zu Hause in unserem Fitnessraum.
Ich hoffe, dass sich die derzeitige Lage schnellst möglich verbessert und ich wieder mit dem Vereins- und Kadertraining beginnen kann.
Artikel: I. Steinmill
Fotos: Emma, pixabay

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